„War im Funkloch“ – bald eine faule Ausrede?

Die Deutsche Telekom AG (DTAG) hat Anfang Oktober erfolgreich LTE-Mobilfunkversorgung aus der Stratosphäre demonstriert. Die DTAG plant, auf diese Weise Funklöcher in unterversorgten Gebieten zu stopfen.

Am 19.10.2020 veröffentlichte die Telekom eine

Prinzip Stratosphären-Mobilfunk

Medieninformation,  in der sie über die  erfolgreiche Demonstration  von LTE/4G Sprach- und Datenübertragung über eine am Rand der Stratosphäre (14 km Höhe) ferngesteuerte, fliegende Plattform  berichtet. Diese war über eine Bodenstation vollständig in das Telekom-Mobilfunknetz integriert. Für die Demonstration wurde ein handelsübliches Smartphone verwendet.

Es konnten Voice-over-LTE, Videoanrufe, Datendownloads und Web-Browsing durchgeführt werden. Die erreichten Datenraten betrugen im Download 70 Mbit/s und im Upload 20 Mbit/s.
Durch die große Flughöhe können die fliegenden Antennen Funkzellen mit einem Durchmesser von bis zu 100km versorgen.

Der Partner der Telekom arbeitet an der Entwicklung eines wasserstoffbetriebenen, ferngesteuerten Flugzeuges. Der erste Flug ist für Mitte 2022 geplant. Dann wird vielleicht auch das Siebenmühlental kein Funkloch mehr aufweisen. Wie viele Smartphones von der Funkzelle bedient werden können verrät die Medieninformation jedoch nicht.

Für die Deutsche Telekom scheint diese Lösung, im Vergleich zum Aufstellen von Sendemasten, die auch mit Einmalkosten und monatlichen Betriebskosten verbunden sind, risikoarm und und trotz der „Flug“-Betriebskosten kommerziell reizvoll zu sein. Denn sie erspart das Aufstellen vieler Funkmasten, um auch das allerletzte Funkloch zu stopfen.

Charmant ist die Idee auf jeden Fall, hat sie doch den Vorzug, dass zwischen Nutzer und fliegender Plattform funktechnisch gesehen, eine unbehinderte Sichtverbindung besteht. Die Funksignale erreichen das Smartphone senkrecht von oben im Zentrum der Funkzelle und im Randbereich immerhin noch in einem Winkel von 82 Grad.

Im Vergleich zu dieser Lösung bietet ein herkömmlicher Sendemast, je nach verwendetem Frequenzband, eine horizontale Reichweite zwischen 9 und 10 km. Diese Entfernung kann jedoch durch Gebäude, Berge und Bäume, die die Sichtverbindung behindern, deutlich kürzer sein. Die Dämpfung der Funksignale ist abhängig von den Materialien. Ein Berg oder ein Betongebäude dämpft stärker als ein Baum.

Und was ist bei bedecktem Himmel oder Gewitter?
Bei Satellietenfernsehen schauen wir auf einen schwarzen Bildschirm, wenn zwischen Antenne und Satellit ein Gewitter tobt.
Das stimmt. Aber schauen wir einmal in welchem Winkel in unserer Gegend die Antennen auf den Satelliten ausgerichtet sind – recht flach (bei Astra ca. 30o).
D.h. die Satellitensignale müssen diagonal durch die gesamte Breite der Gewitterzelle.
Bei dieser Telekom-Stratosphärenlösung gehen die Mobilfunksignale nahezu senkrecht durch die Gewitterwolke und die ist möglicherweise nicht so dick wie breit und somit deren Dämpfung gering.

Wir wünschen der Deutschen Telekom viel Erfolg, innovative und nachhaltige Konzepte zu entwickeln, die nicht nur die Funklöcher stopfen, sondern vielleicht sogar die Mobilfunk-Kosten senken helfen.

Wilfried Milow
(kommissarischer Schriftführer)

Quelle:
https://www.telekom.com/de/medien/medieninformationen/detail/mobilfunk-aus-der-stratosphaere-609934

 


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